Mansarddach – historische Dachform modern interpretiert
Ein Haus zu bauen, ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Private Bauherren bewerkstelligen dies meist nur einmal im Leben. Einen besonderen Akzent setzen bei der Bauplanung beziehungsweise deren Umsetzung die Dachformen. Mansarddächer sind hier die Stars unter den Steildächern. Denn ihr Design kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Zwei französische Baumeister – François Mansart und Jules Hardouin-Mansart – erschufen diesen besonderen Dachtyp bereits im 17. Jahrhundert zu Zeiten des Sonnenkönigs. Seit dieser Zeit schmücken extravagante Mansarddächer historische Herrenhäuser und erinnern bis heute an ihre Namensgeber. Lies hier alles über die variantenreichen Dächer mit Knick und entscheide, ob diese stilvolle Form auch zu Deiner Hausplanung passt.
Mansarddächer zählen streng genommen zu den Steildächern, denn sie besitzen die Grundform eines Satteldachs mit einem Dachstuhl von maximal 30 Prozent Neigung. Anders als bei einem Satteldach besteht die schräge Dachhaut eines typischen Mansarddachs nicht aus einer durchgehenden Dachfläche, sondern weist einen markanten Knick auf. Unterhalb des Knicks zeigt das Mansarddach eine auffallend steile Neigung von bis zu 75 Prozent. Bei manchen Mansarddächern ist das Gefälle so extrem, dass die Dachfläche scheinbar senkrecht auf der darunterliegenden Hauswand steht. Dieser ungewöhnliche Mix aus Dach und fassadenähnlicher Dachfläche macht den visuellen Charme von Mansarddächern aus. Experten sehen für die Außengestaltung von Steildach und senkrechten Dachflächen häufig Dachpfannen wie Biberschwanz-Ziegel oder auch Schindeln bzw. Schiefer vor.
Gut zu wissen: Es gibt Mansarddächer, die ähnlich dem klassischen Satteldach lediglich über zwei Dachseiten verfügen. Architekten sprechen hier von einem Mansardgiebel- bzw. Mansardsatteldach. Im Unterschied dazu zeigen sogenannte Mansardwalmdächer auch auf den Giebelseiten nach innen geneigte Dachflächen in Dreiecksform.
Das Mansarddach und seine Vorteile
Mansarddächer finden sich in deutschen Baugebieten vergleichsweise selten. Nicht überall sind sie per Bebauungsplan erlaubt und nicht selten schrecken viele Bauherren vor der eigenwilligen Dachform zurück. Fans stilvoller Architektur mit einer Vorliebe für historische Attribute sehen jedoch die optischen sowie praktischen Vorteile dieser Dachform:
- Die besondere Form von Mansarddächern – explizit deren Trauf-Höhe – sorgt für deutlich mehr nutzbaren Wohnraum im Dachgeschoss, denn es gibt kaum schräge Wände.
- Ganz im Sinne ihrer Erfinder, der Herren Mansart, schenken die steilen Dachwangen allen Räumen in der Mansarde eine perfekte Stehhöhe.
- Extreme Wetterlagen wie Starkregenfälle oder Schnee gleiten am Mansarddach-Gefälle schneller ab, sodass es seltener zu Schäden durch Witterungseinflüsse kommt.
Gut zu wissen: Im 18. und 19. Jahrhundert stellte die Dachform des Mansarddachs eine raffinierte Option dar, um Steuern zu reduzieren. In diesen Zeiten errechnete sich die Grundsteuer eines Hauses aus der Anzahl der Vollgeschosse. Weil jedoch der Raum unter dem Mansarddach nicht als vollwertiges Geschoss galt, zahlten Bauherren bzw. Hausbesitzer dafür weniger Steuern und mussten dennoch kaum auf Wohnraum verzichten.
Erwähnte Vorteile begeistern heute auch Innenarchitekten und Einrichtungsfans, denn Schränke, Regalsysteme und Co. finden in Mansarden problemlos Platz und kommen ohne Einschränkung durch Dachschrägen perfekt zur Geltung.
Mansarddach: Nachteile, die seiner Wirkung keinen Abbruch tun
Ob denkmalgeschützte Anwesen oder Neubauten – in ihrer Optik sind Mansarddächer stets ein Hingucker. Doch visuelle Vorzüge bilden nur eine Seite der Medaille ab. Wenn es um die Entscheidung „Pro oder Kontra eines Mansarddachs“ geht, dann solltest du die folgenden Nachteile bedenken:
- Budget: Bauen ist nicht billig und die Preise von Baustoffen schießen regelmäßig in die Höhe. Je nach Dachform fallen deshalb auch die Baukosten für dein Dach unterschiedlich aus. Anders als bei einem Steildach ist die Konstruktion eines Mansarddaches aufwändiger und somit fast doppelt so teuer wie ein herkömmliches Satteldach.
- Konstruktion: An allem ist der Knick schuld. Denn er verlangt, dass die Dachsparren bautechnisch im richtigen Winkel zueinander verlaufen. Das erfordert große Sorgfalt und Erfahrung bei Planung sowie Umsetzung, aber auch mehr Material.
- Dämmung: Der Knick ist zudem eine Herausforderung beim Dämmen des Daches. Dachprofis sind hier besonders gefordert, damit es nicht zu undichten Stellen im Mansarddach kommt.
- Energiespar-Methoden: Mansarddächer bieten vergleichsweise weniger Fläche, um Module für Solartechnik bzw. Photovoltaik zu montieren.
Gut zu wissen: Hausbesitzer sollten Mansarddächer alle 10 Jahre vom Dachdecker ihres Vertrauens überprüfen bzw. warten lassen. So werden undichte Stellen in der Senkrechten identifiziert und feuchte Stellen eliminiert, bevor es zur Schimmelbildung kommt. Beachte in diesem Kontext unbedingt die Fördermöglichkeiten.
Mansarddächer in der modernen Architektur
Ganz klassisch oder zeitgemäß interpretiert – Mansarddächer geben heute auch auf modernen Häusern eine gute Figur ab. Dabei geht es nicht nur um die Form dieser außergewöhnlichen Dächer. Farbliche Kontraste der Dacheindeckung – zum Beispiel aus Schiefer – können dem gesamten Gebäude eine minimalistisch-elegante Wirkung schenken. Einen wichtigen Beitrag leistet in diesem Kontext auch die Art der Fenster. Mit kreativen Raum- und Wohnideen lässt sich im ausgebauten Mansarddach für jeden Raum das richtige Dachfenster finden. Auch pure Dachgauben zeigen hierfür eine ausdrucksstarke Wirkung.
Gut zu wissen: Dachfenster einbauen ist selbst bei Mansarddächern kein Hexenwerk. Lass dich vom Fachmann beraten und lerne die Vielfalt beispielsweise von Wohn-Fassadenanschlussfenstern kennen. So holst du Tageslicht in dein ausgebautes Mansarddach und setzt zusätzlich stilvolle Akzente.